Links­händer?
oder
Rechts­händer?
Mit dei­ner na­tür­lichen Seite lebst du dein volles Po­tential!
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„Jonathan ist wieder ausgeglichen und ruhig"

Jonathan war fröhlich, meist sanft und ausgeglichen. Er hat 2 große Schwestern, die viel mit ihm machten. Wenn sie malten, machte er immer nur Muster, während die Schwestern Gegenstände, Landschaften, Menschen, … malten. Wenn seine Schwestern in der Schule waren, saß er oft den ganzen Vormittag bei einer Sache, meistens Puzzles (meist war es ein ganzer Stoß, den er durchgearbeitet hat.) oder Lego (nach Anleitung; Boote, Dinos, …). Er konnte sich stundenlange allein beschäftigen.

Jonathan wurde nie gedrängt irgendwelche Dinge mit rechts zu machen; im Gegenteil versuchte ich bewusst die Dinge in die Mitte zu legen, damit er sich seine Hand selbst aussuchen konnte. Er hat sich für die Rechte entschieden und von Anfang an fast alles mit rechts gemacht. Nie wäre mir aufgefallen, dass dies nicht seine dominante Hand ist. Offensichtlich hat er genau beobachtet (das war immer schon seine Stärke) und hat, so wie wir Eltern und seine Schwestern, die rechte Hand benutzt.

Mit Eintritt in den Kindergarten begann er wilder zu werden und war weniger ausgeglichen. Die Kindergärtnerin war begeistert über sein selbständiges Spielen hat aber immer mehr versucht ihn zu Gruppenaktivitäten zu bringen. Er hat nie freiwillig gezeichnet; nur wenn alle ein bestimmtes Thema machten und er sanft dazu gedrängt wurde. Dann war es meist recht gut und sehr den Angaben der Kindergärtnerin entsprechend. Im Vorschuljahr machte er begeistert bei der Vorschulstunde mit, war meist bei den schnellsten und hat Stempel und Pickerl gesammelt.

Er bekam aber zusehends Probleme mit den anderen Kindern.

In der Schule war er mit Feuereifer dabei, alles so gut und schön zu machen um jedes Mal einen Stempel oder Pickerl zu bekommen. In seinem Bemühen wurde er immer verkrampfter und zittriger. Sein Schriftbild war dennoch relativ schön. Er musste oft radieren, weil er Buchstaben ausließ; Manchmal machte er den gleichen Fehler bis zu 3 Mal hintereinander.

Die Lehrerin bat ihn weniger zu radieren, aber um Stempel zu bekommen, musste es perfekt sein. Die Lehrerin legte Wert darauf jedes Kind für sich meistmöglich zu fordern ohne es zu überfordern.

Jonathan war ein guter Schüler; war überall in der Schule bei den Schnellsten und hatte meist nicht mehr als 3 Fehler bei Texten oder Rechenseiten. Trotzdem brauchte er für seine Hausaufgaben manchmal den ganzen Nachmittag. Er konnte sich zwischendurch nicht konzentrieren oder träumte einfach oder er musste mehrmals bei mehreren Worten radieren. Er war nicht mehr ausgeglichen, ärgerte immer alle und wurde immer unzufriedener. Trotzdem konnte er sich bei seinen oben erwähnten Hobbys gut und lange konzentrieren.

Im Laufe des 2. Semesters wurde er immer müder. Er kam lustlos und k.o. von der Schule heim. Er schlief sehr lange obwohl er sehr früh ins Bett ging (ca. 19.00 Uhr) und man hatte das Gefühl, dass er nie ganz ausgeschlafen war. In der Schule bekam er Schwierigkeiten mit Mitschülern die darin mündeten, dass er sich mit 2 Mädchen prügelte, die ihn geärgert hatten.

Zuletzt bekam er einen Fußpilz (Zeichen einer Immunsystemschwäche aufgrund möglicher Überforderung) und am ganzen Körper einen allergischen Ausschlag (nach Austesten gibt es keine Allergie).

Obwohl mir die Problematik von umgeschulter Linkshändigkeit bekannt war, erkannten wir nicht, dass Jonathan Linkshänder sein könnte. Nur durch Zufall wurden wir aufmerksam und beschlossen ihn austesten zu lassen, um die Möglichkeit einer falschen Handbenutzung auszuschließen. Umso erstaunter waren wir, dass der Test ergab, dass Jonathan mit großer Wahrscheinlichkeit Linkshänder ist.

Er war total begeistert und wollte unbedingt mit Links schreiben. Er begann sofort mit den Schwungübungen und war echt glücklich dabei. Er übte in den Sommerferien mit Links zu Schreiben. Allerdings war uns klar, dass es für die Schule (2. Klasse) noch nicht reichen würde. Nachdem wir mit der Lehrerin über Jonathans Problem gesprochen hatten war diese sehr erleichtert, dass er „ nur" umgeschulter Linkshänder war und das Problem sofort behoben werden kann. Sie unterstützte uns vom ersten Tag an. Jonathan schrieb nur mehr mit Links, was am Anfang ja ziemlich grässlich aussah. Aber er bekam seine Stempel solange es nur richtig war (obwohl diese Lehrerin großen Wert auf schöne Schrift legte). Sie versprach ihm, falls seine Hand müde war, würde er weniger schreiben müssen oder wenn es wichtig wäre würde sie es für ihn schreiben. Allein die Möglichkeit dass er es nicht schaffen musste bewirkte, dass er dieses Angebot nie in Anspruch nehmen nahm. Er war nie der langsamste und war ziemlich schnell wieder bei den ersten. Wenn er sehr schnell mit seinen Arbeiten in der Schule war machte er Schwungübungen bis die anderen auch fertig waren (das macht er noch immer).

Mittlerweile (6 Wochen Schule) schreibt er links fast genauso schön wie rechts; seine Hausaufgaben sind in 30 Minuten erledigt mit maximal einem Fehler (den er meistens selbst erkennt, wenn er es noch einmal durchliest); Er geht fröhlich in die Schule und kommt fröhlich wieder heim. Er ist in der Früh ausgeschlafen und braucht auch nicht mehr so viel Schlaf. Die Probleme mit den Mitschülern haben sich in Luft aufgelöst, er hat sogar mehrere Freunde. Er ist immer erster Rechenkönig (schnellster Schüler ohne Fehler) und hat bei keiner Ansage einen Fehler. Wenn er manchmal ein paar Rechnungen mit rechts schreibt schummeln sich viele Fehler hinein und er fragt immer wieder nach dem richtigen Ergebnis. Er geht 2 Mal in der Woche mit Freude zum Sport wozu er letztes Jahr immer zu müde war (wir konnten ihn einmal in der Woche mit viel Überredungskunst dazu bringen).

Jonathan ist wieder ausgeglichen und ruhig. Klar hat er auch seine wilden Zeiten und er liebt es, seine Schwestern zu ärgern; aber er weiß wann es genug ist, zumindest kann er aufhören wenn wir es ihm sagen. Er ist wieder ein zufriedenes Kind und stolz darauf Linkshänder zu sein.

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