Mit deiner natürlichen Seite lebst du dein volles Potential!
Linkshänder? oder Rechtshänder?
Mit deiner natürlichen Seite lebst du dein volles Potential!
„Veronika hat wieder Freude am Lernen gewonnen"
Meine Tochter Veronika ist 7 ½ Jahre alt. Sie ist die Mittlere von drei Kindern. Ihre große
Schwester Barbara ist 10 ½ Jahre alt. Ihr Bruder Jakob ist 5 ½. Barbara ist Rechtshänderin,
bei Jakob war es immer schon klar, dass er die linke Hand bevorzugt.
Veronika hatte vor der Rückschulung null Frustrationstoleranz und war äußerst empfindlich.
Sie war oft unzufrieden mit sich selber. Nicht selten saß sie vor einem Bild und weinte, weil
sie es hässlich fand. Sie war oft verzweifelt aus scheinbar banalen Anlässen. Aggressionen
richtete sie meist gegen sich selber. Ihre Konzentrationsfähigkeit schwankte sehr. Bei Tätigkeiten,
die sie nicht so mochte, konnte sie sich kaum konzentrieren. Manchmal allerdings war sie so konzentriert,
dass sie nichts um sich wahrnahm. Veronika konnte kaum eine Nacht durchschlafen, weil sie von schrecklichen
Alpträumen gequält wurde. Andererseits war sie auch ein fröhliches, überschwängliches
Kind, das durch seine kreativen Ideen auffiel. Sie war schon immer eine fantasievolle
Geschichtenerzählerin. Manchmal verbreitete sie ein ziemliches Chaos in ihrer Umgebung.
Oft fragte sie mir Löcher in den Bauch und zog erstaunlich logische Schlüsse aus den Informationen.
Im Kindergarten fiel sie wegen ihrer sozialen Reife auf. Sie konnte sich immer gut in andere hinein versetzen.
Veronika war 6 ½ als die in die Schule kam. Sie hatte sich schon sehr lange darauf gefreut.
Normalerweise fallen ihr Dinge leicht, die sie gerne macht. Bei der Schule war es aber anders.
Schon nach 2-3 Wochen merkte ich, dass die große Begeisterung nachgelassen hatte. Die Hausaufgaben
fielen ihr ziemlich schwer. Meistens saß ich bei ihr und motivierte sie. Sie scheiterte zum Teil
an Aufgaben, die sie ein Jahr davor schon problemlos konnte. Bereits bevor sie in die Schule kam, konnte
sie Buchstaben schreiben, einzelne Wörter lesen und einfache Rechnungen lösen. Allerdings war
das Wissen, sobald sie vor einem Papier saß, offensichtlich nicht mehr vorhanden. Sie verzweifelte
oft wegen der einfachsten Aufgaben. Mitte Oktober sagte sie mir, über eine Hausaufgabe schimpfend,
dass sie nicht mehr in die Schule gehen möchte.
Kurz darauf teilte mir Veronikas Lehrerin mit, dass Veronika rückgestellt werden müsse, wenn sie so weiter
mache. Veronika könne zwar ganz gut im Kopf rechnen, aber es sei für sie kaum möglich die
Rechnungen richtig ins Heft zu übertragen. Auch beim Schreiben wäre sie extrem langsam und
schwer motivierbar. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, dass Veronika schon das erste Schuljahr wiederholen
sollte. Das hatte ich mir bei Veronika einfach nicht erwartet. Sie war in vielen geistigen Bereichen früher
dran, als ihre große Schwester und die hatte nie schulische Probleme.
Ich sprach mit einer Freundin darüber. Sie fragte mich, ob Veronika möglicherweise eine
Linkshänderin wäre. Vielleicht kämen ihre Probleme bei schriftlichen Arbeiten,
weil sie die für sie „falsche" Hand verwendet. Ich war in dem Moment überzeugt,
dass Veronika sicher keine Linkshänderin ist, denn bei ihrem kleinen Bruder hatte ich das ja selbst erkannt.
Dennoch beobachtete ich Veronika in der darauf folgenden Woche. Den Großteil der Tätigkeiten
führte sie mit der rechten Hand aus, nur bei zwei Tätigkeiten fiel mir auf, dass sie
verstärkt die linke Hand benützte: Sie öffnete und schloss Schraubgläser mit links.
Sie nahm Stifte mit der linken Hand und reichte sie an die rechte weiter.
Daraufhin ging ich zu einer Linkshänderberaterin und ließ Veronika austesten. Das Ergebnis war,
Veronika ist eine eindeutige Linkshänderin. Zwei Fragen beschäftigten mich daraufhin besonders:
„Wie konnte ich das übersehen? Welche Konsequenzen hat das für Veronika?" Die
Linkshänderberaterin erklärte mir, dass viele Kinder sich unbewusst und freiwillig auf die
rechte Hand umstellen. Ganz besonders intelligente Kinder mit guter Beobachtungsgabe neigen dazu, sich
an ihre rechtshändig agierende Umgebung anzupassen. Durch den Hinweis mit der „schönen
Hand" zu grüßen oder das rechts aufgedeckte Besteck wird diese Tendenz verstärkt.
Oft beginnen Kinder schon im beginnenden 3. Lebensjahr damit ihre angeborene Händigkeit umzustellen.
Manche Kinder sind dabei so konsequent, dass im Vorschulalter nur noch Reste der linksdominanten Anlage
feststellbar sind. Durch das Schreiben mit der nicht dominanten Hand ist nicht nur der Schreibprozess
an sich mühsamer, es bedeutet auch einen wesentlich größeren Energieaufwand für
das Gehirn. Bei manchen Kindern treten die damit verbundenen Schwierigkeiten bereits bei der Einschulung
auf, bei anderen kommt die Krise erst in späteren Jahren.
Nach einem Beratungsgespräch fragte ich Veronika, ob sie versuchen will mit der linken Hand schreiben
zu lernen. Veronika war von dieser Idee begeistert. Sie begann mit Rückschulungsübungen und
schrieb in kürzester Zeit automatisch mit links. Anfangs plagte sie sich schon, denn sie hatte
lange hauptsächlich die rechte Hand benutzt. Einmal fragte sie auch, ob ich sicher sei, dass sie
Linkshänderin ist. Aber oft fiel ihr selber auf, um wie viel schöner die Buchstaben gelangen,
wenn sie diese mit links schrieb. Plötzlich fing sie an mit Begeisterung zu malen und die Ergebnisse
waren erstaunlich. Im Kindergarten malte sie eher durchschnittlich und war oft sehr unzufrieden mit ihren
Bildern.
Veronika wurde zusehends ausgeglichener. Das erstaunlichste aber war, das Veronika in der Früh unglaublich
ausgeruht und fröhlich war. Früher durfte man sie morgens kaum ansprechen und sie weinte
häufig. Nun kam sie auch in der Nacht nicht mehr in unser Bett. Die beängstigenden Alpträume
gab es kaum mehr.
In der Schule war Veronikas Rückstellung bald kein Thema mehr. Sie holte mit Riesenschritten auf und schon
im Jänner sah die Lehrerin kein Problem mehr für Veronika in die nächste Klasse aufzusteigen.
Veronika hat wieder Freude am Lernen gewonnen und es macht ihr Spaß selbständig zu arbeiten.